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Der Heimatkreis Stettin richtet auch in diesem Jahr

 wieder seinen traditionellen

"Tag der Stettiner"  aus

zum 62. Mal

am Sonnabend 10. August von 10.00 bis 19.00 Uhr


Diesmal allerdings nicht mehr im Hotel Mövenpick in Lübeck ,

sondern im " Restaurant Vineta"  auf dem Gelände des

Pommernzentrums in Travemünde.


Wir haben wieder ein interessantes  Programm zusammengestellt

und hoffen auf schöne Begegnungen vieler Landsleute

und interessierter Teilnehmer.


Man kann das Pommernzentrum verkehrsgünstig per Bahn erreichen.

Haltestelle Travemünde -Skandinavienkai.

Zimmerbuchungen in der Ostseeakademie sind auch noch möglich.


Bitte kommen und / oder weitersagen -

und auf ein frohes Wiedersehen!


Historischer Arbeitskreis "Stettin"

Der Historische Arbeitskreis Stettin (HAST) wurde von dem im Dezember 2005 verstorbenen Herrn Dr. Cnotka, Kiel ins Leben gerufen und unter seiner wissenschaftlichen Anleitung und hervorragenden Kenntnis seiner Heimatstadt Stettin mit jährlichen Arbeitstreffen vieler Mitglieder in der Ostakademie in Lüneburg oder in der Heimvolkshochschule Lubmin, Greifswald und natürlich auch in Stettin selbst durchgeführt, um die deutsche Geschichte Pommerns und Stettins aufzuarbeiten und Interessierten bekannt zu machen.(siehe Nachruf)

 

Viele dieser erarbeiteten Referate finden ihren schriftlichen Niederschlag im

"Stettiner Bürgerbrief", der einmal jährlich herausgegeben wird zum Preis von ca. 7,00 € und im Haus Stettin bestellt werden kann.

 

Die Jahrestagungen 2006 und 2007 wurden durchgeführt unter der Leitung von:

 

Herrn Dipl. Ing. Detlef Kirchner

Albert-Schweitzer-Straße 57

42109 Wuppertal

Tel. 0202-754700


Die HAST-Tagungen 2009 und 2010 und 2011 wurden von der Heimatkreisbearbeiterin Ursula Zander, Mühlendeich 14 a, 25899 Galmsbüll/NF, Tel. 04667/ 422, e-Mail: ursula-zander@t-online.de, in Vorpommern und Stettin durchgeführt.

Der Historische Arbeitskreis Stettin tagte in Stettin


Vom 25. bis zum 29.April 2010 tagte der „Historische Arbeitskreis Stettin“ mit 14 Teilnehmern in Stettin im „Haus des Lehrers“ in der ehemaligen König-Albert-Straße, heute ul. Slaska 4.  Auf dem Hauptbahnhof, Perron 1, begrüßte uns unsere Organisatorin und Dolmetscherin Elisabeth Rybicki und sie organisierte sogleich zwei Mietwagen für den Transport vom Bahnhof zum „Haus des Lehrers“.


Um 18 Uhr begrüßte uns die Vorsitzende Ursula Zander,

gab wichtige Hinweise zum Ablauf der Veranstaltung und

wünschte allen einen guten Appetit beim Abendessen. Um

19.30 Uhr zahlte jeder schnell seinen Teilnehmerbeitrag, und

Peter Haese hielt seinen Lichtbildervortrag: „Rundgang durch

Stettin in den dreißiger Jahren und heute“. Herr Haese

Historischer Arbeitskreis Stettin Lichtbildervortraghatte die

Bilder digitalisiert auf einer CD (Compact disk) und zum

Zwecke der Vorführung einen funkenagelneuen Beamer angeschafft. Das war ein weiser Entschluss, denn mit einem Leihgerät hatten wir ein Jahr zuvor in Plöwen schlechte Erfahrungen gemacht. Der Beifall war dem Referenten sicher, jedoch müssen die begleitenden Worte des Vortragenden noch in irgendeiner Weise für die Nachwelt konserviert werden.


Am nächsten Morgen fuhren wir mit der Straßenbahn nach Kreckow zum Besuch des „Multinationalen NATO-Corps Nordost in Szczecin“. Der wachhabende polnische Soldat machte uns deutlich klar, dass das Fotografieren des Schildes mit dem Corpswappen am Eingangstor der Kaserne verboten sei. Am Kasernentor wurden wir dann von Oberstleutnant Ekkehart von Holtzendorff empfangen und zum Vortragsaum geführt. Er ist ein echter Pommer, Mitglied des Johanniter-Ordens, seine Familie wohnt in Pasewalk. Bis 1999 gehörte er dem deutsch-dänischen NATO-Corps an, dann wurde das Corps von Rendsburg zum polnisch-deutsch-dänischen Corps nach Stettin verlegt. Heute umfasst das Multinationale-Nato-Corps in Stettin elf Nationen. Vorgesetzter ist abwechselnd ein General aus Polen, Dänemark und Deutschland, wie uns Oberstleutnant Lothar Hoffmann in seinem Vortrag über die Tätigkeit des NATO-Corps erläuterte. Die Umgangssprache ist Englisch, jedoch unterhalten sich zwei Deutsche natürlich in deutscher Sprache. Jedoch ist es ein Gebot der Höflichkeit, beim Hinzutreten eines Angehörigen einer anderen Nation in die englische Sprache zu wechseln. Die NATO-Soldaten fühlen sich in Stettin sehr wohl, denn die Stadt bietet allerlei Abwechslung.

Anträge sind an das Corps-Kommitee bestehend aus Vertretern der drei führenden Staaten zu richten. Die daraus folgenden Befehle werden an den kommandierenden General (Command) gegeben, der die Befehle an die Vertreter der angeschlossenen Staaten weiterleitet. Das sind in Stettin neben den drei führenden Staaten noch Litauen, Lettland, Estland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Slowenien. Das Personal besetzt 223 Dienstposten, das sind 193 Soldaten und 30 zivile Mitarbeiter. Durchschnittlich alle drei Jahre wird das Personal ausgewechselt. Im Jahre 2007 wurden 164 Personen nach Afghanistan versetzt.

Oberstleutnant von Holtzendorff berichtete anschließend über seinen Aufenthalt in Afghanistan und beschrieb zunächst die geschichtliche Entwicklung dieses Landes, das in zahlreiche Stammesgebiete zerfällt und formal von dem größten Stamm, den Paschtunen, regiert wird.  60 bis 80 % der Bevölkerung sind Analphabeten,  etwa 90% der weltweiten Drogenanbaufläche befindet sich in Afghanistan. Fast alle Stammesfürsten sind in den Opium- und Heroinhandel verwickelt. Der Straßenverkehr auf den vielfach unbefestigten und im Gebirge häufig schmalen Straßen wird in Konvois abgewickelt. Der christliche Sonntag wurde auf den moslemischen Freitag verlegt, weil an diesem Tag die Arbeit ruht.  42 Nationen sind gegenwärtig in Afghanistan. Im Hauptquartier gibt General Mc Cristal an fünf Regionalkommandos seine Befehle, die wiederum 4 bis 12 Einsatzkommandos befehligen.


Am Nachmittag besuchten wir die Jakobikirche, die jetzt von allen Baugerüsten befreit ist. Die angekündigte Besichtigung und kunsthistorische Führung durch Propst Kacziekow musste leider ausfallen, weil der Pater in Österreich weilte. Ein dienstbarer Geist schloss jedoch die Tür am Südwestturm auf und setzte die beiden Aufzüge in Betrieb, so dass wir vom Fußpunkt des neuen Turmhelms aus in allen vier Himmelsrichtungen auf unsere Heimatstadt hinabschauen konnten. Anschließend besichtigten wir das Innere der Kirche und suchten gezielt das kunsthistorische Inventar aus deutscher Zeit, welches in der Evakuierung nach Hinterpommern oder der bombensicheren Unterbringung in Stettin den Großbrand am 6. Januar 1944 und den Volltreffer einer Sprengbombe am 17. August 1944 überstanden hat. Auch das Muzeum Narodowe w Szczecinie (ehemals Pommersches Landesmuseum) hat durch die Abgabe kirchlichen Inventars vieles zur Ausgestaltung der Seitenkapellen beigetragen. Nach der Reformation im Jahre 1535 waren die Seitenkapellen überwiegend ausgeräumt und als Familien-Begräbnisstätten bis 1943 genutzt worden. Während die Barockkanzel in Schwerinsburg in Vorpommern ein Opfer der Flammen am Kriegsende geworden sein soll, konnte der Hl. Jakobus als Kanzelträger und der Engel mit der Fackel auf dem Baldachin über der Kanzel vermutlich in Hinterpommern gerettet werden. Ungeklärt ist weiterhin der Verbleib des Bronze-Standbildes von Carl Loewe vor der Jakobikirche und des Marmorstandbildes von König Friedrich Wilhelm III. vor dem Stadttheater. Sie sollen den Bombenkrieg in Katakomben am Neuen Rathaus überstanden haben. Die Orgel und der Orgelprospekt sollen nach dem Kriege vermutlich von den Sowjets aus Nemischhof bei Neuwedell / Kr. Arnswalde als Beutekunst nach Russland verschleppt worden sein. Die Große Glocke von Lorentz Kökeritz aus dem Jahr 1681 mit ihrem reichhaltigen Zierrat war während des Krieges im nordwestlichen Turmfuß eingemauert und hat die Bombardierung der Jakobikirche dadurch überstanden. Sie befindet sich heute, in einem Holzgestell aufgehängt, außerhalb der Kirche an der nord-östlichen Seite der Kathedrale.  


Nach dem Abendessen berichtete Detlef Kirchner über die britischen Vorbereitungen zum Luftkrieg gegen deutsche Städte, über die Flak-Abwehr in Stettin, über den Luftschutz, über die abgeworfenen Bomben und über die eingesetzten Flugzeuge.


Am Dienstag holten wir das Ehepaar Klesczewski vom Hotel Panorama in Podejuch ab und fuhren mit dem gemieteten Autobus nach Finkenwalde. Gleich hinter der Ortsgrenze bogen wir in den Grottenweg ein zur Grotte in Toepffer’s Park. Eine freundliche Gastwirtin ließ uns zur Besichtigung der als Festsaal gestalteten Grotte ein. Vor der Grotte war ein beachtlicher Betonbogen, mit dem früher gezeigt werden sollte, was man mit Beton alles bauen kann. Dieser Bogen hatte zu deutscher Zeit noch einen „kleineren Bruder“, der inzwischen aber abgerissen worden ist.

Weiter ging es über die Lange Straße und über den Katharinenhofer Weg zum Katharinenhof und zum Herthasee (heute poln. Smaragdsee). Dann ging es weiter auf der Langen Straße bis zur Waldstraße zum Standort des ehemaligen Predigerseminars Finkenwalde, wo Dietrich Bonhoeffer von 1935 bis 1937 gewirkt hat. Heute steht dort ein großes Holzkreuz und der Bauschutt sowie der verwilderte Bewuchs, den der Historische Arbeitskreis im Jahre 1996 noch sehen konnte, ist seit 2009  einer Grünanlage gewichen. Leider wird die Tafel mit dem Begleittext von Jugendlichen gern gestohlen. Und so war der Zustand auch bei unserem Besuch. Fährt man nun auf der Waldstraße zurück, gelangt man zur Gartenbauschule, die aus deutscher Zeit stammt und von den Polen wieder aufgebaut worden ist. Hier begrüßten uns die Deutschlehrerin als Dolmetscherin und der Schulleiter. Wir konnten den Gartenbau-Studenten bei der praktischen Arbeit in den Gewächshäusern zuschauen und uns von der modernen Anlage, weitgehend unter Glas, überzeugen. Wir mussten leider den interessanten Besuch wegen der knappen Zeit beenden und fuhren weiter über die Lange Straße und Hökendorfer Straße zu dem Hauptgebäude von Kinderheil an der Ortsgrenze von Finkenwalde. Weiter ging die Fahrt zum Buchheide-Krankenhaus am Mittelmühlenweg in Hökendorf. Hier, an der Wirkungsstätte von Dr. Manzke, dem Vater von Frau Klesczewski, hatte die Hausmutter einen Imbiss vorbereitet, obwohl uns die Zeit eigentlich fortgelaufen war.

Im Eiltempo fuhren wir über Buchholz nach Neumark und weiter nach Glien zum Soldatenfriedhof. Nach der Niederlegung eines Blumengebindes an dem großen Kreuz hinter den Gräberblöcken 5 und 6  erläuterte der Friedhofsverwalter Peter Nycz die Anlage, welche voraussichtlich im Herbst 2010 in eine „Kriegsgräberstätte“ umgewandelt werden soll. Inzwischen ist die Umbettung von 2116 Menschen, darunter 1001 Frauen und 377 Kinder, aus einem Massengrab unterhalb der Marienburg in Westpreußen nach Glien abgeschlossen. Da hier nun auch Zivilpersonen beerdigt worden sind, ist der Charakter eines reinen Soldatenfriedhofs nicht mehr gegeben. Damit besteht nunmehr auch die Möglichkeit, eine Gedenkstätte für die Toten der Vertreibungstransporte, die in Massengräbern auf dem Dorffriedhof von Scheune und rund um das Gut Scheune beigesetzt worden sind, zu schaffen. Herr Nycz ermunterte uns, erneut einen entsprechenden Antrag beim „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ zu stellen, nachdem auch Zivilisten als Kriegstote anerkannt werden. Das Informationsgebäude am Eingang könnte den Angehörigen der Toten von Scheune zukünftig ebenfalls für ein stilles Gedenken zur Verfügung stehen.


Nach dem verspäteten Mittagessen im

Hotel „Panorama“, am Rande der

Buchheide in Friedensburg gelegen und

mit herrlichem Ausblick auf die

Oderniederung, ging die Fahrt zurück

nach Stettin zum „Stadthistorischen

Museum“ im Alten Rathaus.Historischer

Arbeitskreis

Dort besichtigten wir zunächst die

Exponate aus den grauen Urzeiten

Stettins und der weiteren

Stadtgeschichte, um dann unter dem

Dach des Museums zur Austellung „Hans Stettiner und JanSzczecinski – das alltägliche Leben im Stettin des 20. Jahrhunderts“ zu gelangen.Diese interessante Ausstellung bietet eine gute Übersicht über das alltägliche Leben der Stadt zu deutscher Zeit und der anschließenden polnischen Aera. Eine Fülle von Alltagszeugnissen aus allen Lebensbereichen ist dort sehr eindrucksvoll zu besichtigen.

Im „Stettiner Bürgerbrief 2010“, Seite 62-64 , ist eine detaillierte, aber auch  kritische, Beschreibung dieser sehenswerten Ausstellung nachzulesen.    


Nach dem gemeinsamen Abendessen im „Haus des Lehrers“ sprach Detlef Kirchner über die in Stettin und Pölitz an den Flakbatterien eingesetzten Luftwaffenhelfer. Zum Schutz der Industrieanlagen und des Hafengebietes waren auch auswärtige Schüler und Lehrlinge der Jahrgänge 1926 und 1927 zum Ersatz von Soldaten an den Flakgeschützen eingesetzt. Allerdings waren die meisten Luftwaffenhelfer nicht fähig, die Ladekanoniere an den Geschützen zu ersetzen, denn eine Granate wog im Durchschnitt 30 kg und musste mit Schwung in das im Mittel um 45° geneigte Geschützrohr geschoben werden. Für diese Tätigkeit wurden später hilfswillige russische Kriegsgefangene eingesetzt.


Am folgenden Mittwoch fand eine Zusammenkunft mit dem Pastor der Augsburgischen evangelischen Gemeinde, Slawomir Sikora, im Bonhoeffer-Haus an der Roonstraße statt. Pastor Sikora ist verheiratet mit der Theologin Izabela Sikora, sie haben zwei Kinder. Im Gegensatz zu Pastor Piotr Gaś, der zunächst unverheiratet als Vikar bei Pastor Gustaw Meyer tätig war und deshalb zum Erlernen der deutschen Sprache ein Jahr in Deutschland war, kam Pastor Sikora, verheiratet und mit einem Kind, auf eine freigewordene Pfarrstelle und musste diese sofort ausfüllen. Deshalb wurde das Gespräch überwiegend in englischer Sprache geführt, wobei Ursula Zander sich als Dolmetscherin betätigte. Pastor Sikora ließ anfangs durchblicken, dass er die deutsche Sprache in den meisten Fällen verstehen kann, jedoch kaum sprechen oder schreiben kann. Zu seinem Aufgabengebiet gehören neben der Kirchengemeinde in Stettin auch die Gemeinden in Treptow / Kr. Greifenberg und in Kloxin / Kr. Pyritz, die er mindestens zweimal im Monat aufsucht. Zum deutschsprachigen Gottesdienst kommen durchschnittlich 25 Teilnehmer. Als Nachwuchs betreut er etwa 40 Kinder. In Polen gibt es ungefähr 80 000 evangelische Christen und 104 evangelische Pastoren. Nach Deutschland hat Pastor Sikora gute Kontakte, besonders zu Pastor Ehricht in Greifswald und zu Pastor Riedel in Penkun. Auf Pastor Sikora wurde auf Seite 47, letzter Absatz des Stettiner Heftes Nr. 15 (Das Ende der Jakobikirche und der deutschen evangelischen Kirche in Stettin) hingewiesen, wo Pastor Dross am 24. März 1946 das komplette Pfarramt der Bugenhagengemeinde in der Kurfürstenstraße 7 Herrn Trojanowski von der Augsburgischen Kirche zu treuen Händen übergeben hat. Vermutlich befindet sich das Inventar dieses Pfarramtes heute beim Konsistorium in Warschau, es gehört jedoch unserer Meinung nach nach Stettin.


Nach dem Mittagessen im Restaurant am Glambecksee fuhren wir mit der Straßenbahn zum Berliner Tor und gingen zur „Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen Minderheit“ an der Grünen Schanze 19. Dort waren, wie auch sonst üblich, der Sedina-Saal liebevoll geschmückt und die Tische zum Verzehr von Kaffee und Kuchen reichlich gedeckt. Nach der Begrüßung durch den Bezirksvorsitzenden Krause sang der Sedina-Chor unter der Leitung von Brigitte Kipper Frühlingslieder. Nach der Stärkung mit Kaffee, Tee und Kuchen setzte Peter Haese seinen Lichtbildervortrag mit dem „Rundgang durch Stettin gestern und heute“ fort.


Mit einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant „Alt-Stettin“ im Hotel „Viktoria“ endete die diesjährige Taguing des „Historischen Arbeitskreises Stettin“ in Stettin.


12. Mai 2010

Detlef Kirchner

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Unsere Exkursion nach Greifswald

HAST- Bericht von Frau Gisela Brinkmann über den 28.04.09


Am Dienstag, dem 28. April 2009, fuhren wir mit dem Zug von Löcknitz über Pasewalk, Ducherow, Anklam nach Greifswald, eine mir gut bekannte Strecke, da ich von 1938 bis 1941 dort gearbeitet habe. Darum freute ich mich ganz besonders auf diesen Tag, der mir ein Wiedeersehen mit Greifswald bringen würde.

Der Weg vom Greifswalder Bahnhof über den frühlingsgrünen Wall stimmt uns auf diesen Tag ein, für den am Vormittag eine Führung durch das Pommersche Landesmuseum und am Nachmittag ein Besuch in der Abteilung „Altes Buch“ der Bibliothek der Ernst-Moritz-Arndt Universität vorgesehen waren.


Im Pommerschen Landesmuseum erwartete uns um 10 Uhr Herr Wartenberg, einer der leitenden Angestellten. Ich war erst zum zweiten Mal dort und war wie beim ersten Besuch sehr beeindruckt von der Atmosphäre dieses meisterhaft gestalteten und hervorragend ausgestatteten Baues, der am 03. Juni 2005 nach knapp zehnjähriger Bauzeit eingeweiht werden konnte, nachdem bereits im Jahre 2000 die Gemäldegalerie eröffnet worden war.

Es ist kaum zu glauben, dass dies einmal "das graue Kloster" gegründet vom Franziskaner-Orden war, in dem später noch bis 1999 ein Altersheim untergebracht war.

Ich vermag nicht zu sagen, welche der Abteilungen die Besucher am stärksten beeindruckt.

Für mich war es ein großes Erlebnis, gleich am Anfang in der Gemäldegalerie die

Gemälde aus unserem Städtischen Museum in Stettin auf der Hakenterrasse wiederzusehen, die uns seit frühester Jugend bekannt und vertraut sind. Sie haben nun nach den Wirren des letzten Krieges mit den Stationen Coburg und Kiel hier ihren endgültigen Platz gefunden. Das Pommersche Landesmuseum ist durch seine Gemäldesammlung überregional bekannt. Hervorzuheben sind u.a. die Bilder aus der Zeit der Romantik des aus Greifswald stammenden Malers Caspar David Friedrich und seines in Wolgast geborenen Zeitgenossen Philpp Otto Runge.

Bevor wir den Rundgang begannen, führte Herr Wartenberg uns in die Konzeption des Museums ein, das die Geschichte, Kultur und Kunst der Provinz Pommern in Vergangenheit und Gegenwart bewahren und dokumentieren soll. Dabei sollen die historischen und gegenwärtigen Beziehungen zu den Ostseeanrainerstaaten Berücksichtigung finden. Unter ihnen besteht eine besondere Verbindung zu Schweden, unter dessen Regierung Vorpommern vom Ende des Dreißigjährigen Krieges ( 1618 – 48 ) bis zum Wiener Kongress (1815) stand.

Die räumliche Gestaltung des Museums ist eine architektonische Meisterleistung. Um eine "Museumsstraße" gruppieren sich die vier Gebäude, die durch sie zusammengefügt wurden. Ein großer Lichthof mit einem gläsernen Dach kann als Veranstaltungsraum genutzt und mit dem angrenzenden Restaurant verbunden werden.

Wir gingen vorbei an einer Gruppe von kleinen Kindern, die artig und aufmerksam zuhörten.

Dies beweist, dass das Bildungskonzept des Museums für alle Altersgruppen erarbeitet wurde.


Herr Wartenberg nahm sich Zeit, uns treppauf, treppab vom Untergeschoss, das der Frühgeschichte Pommerns gewidmet ist, bis unters Dach zu führen, wo sich Ausstellungsräume mit Exponaten aus dem bäuerlichen Lebens-und Kulturkreis Pommerns noch im Aufbau befinden.

Ich möchte nicht auf jede Abteilung des Museums ausführlich eingehen. Jeder in sich geschlossene Themenkreis ist in gediegener Art und Weise sachgemäß und zugleich künstlerisch mit vielen Exponaten gestaltet und didaktisch gut aufbereitet worden.

Doch der hohe, leicht abgedunkelte Raum mit dem Croy-Teppich soll besonders erwähnt werden. Dieser Wandteppich, ein Meisterwerk niederländischer Gobelinarbeit, der 6,90 m breit und 4,46 m hoch ist, erinnert an das Pommersche Herzogshaus und an die Reformation. Ernst Bogislav von Croy der Sohn der Herzogin Anna von Croy, der letzten aus dem Pommerschen Herzogshaus, vererbte den Wandteppich im Jahre 1684 der Universität Greifswald. Er verband damit die Verpflichtung, ihn alljährlich am 7. Juli, dem Todestag seiner Mutter, öffentlich auszustellen. In späteren Jahrhunderten wurde er nur alle zehn Jahre gezeigt, um ihn zu schonen. Nun hat dieses Kunstwerk einen würdigen Platz gefunden und kann täglich bewundert werden, ohne Schaden zu nehmen. Mit den lebens-großen Gestalten Dr. Martin Luthers, Johannes Bugenhagens und Philipp Melanchthons und der Mitglieder des Pommerschen und Sächsischen Herzogshauses dokumentiert es die Bedeutung der Reformation für Pommern.

Zum Schluss blieb noch ein wenig Zeit, den ebenfalls sehenswerten Museumsladen aufzusuchen. Unter vielen schönen Angeboten wählte ich einige Kunstkarten von C.D. Friedrich, u.a. ein wenig bekanntes Bild "Der Abend".

Inzwischen war es Mittagszeit, und wir machten uns auf den Weg zur Mensa der Uni in der Innenstadt. Greifswald hat weitgehend zu seinem alten Stadtbild zurückgefunden. Die im Jahre 1990 marode wirkende Stadt wurde saniert, was nicht bedeutet, dass nichts mehr zu tun wäre. Leider bekam das schöne Rathaus einen roten Anstrich. Schade! Um die Mensa herum erlebten wir das "junge Greifswald". Hunderte von Fahrrädern waren dort abgestellt. Hunderte von jungen Menschen – Studenten und Studentinnen – gingen ein und aus oder saßen an langen Tischen und verzehrten ihr Mittagsessen. Trotz der Fülle ging es sowohl an der Essensausgabe wie an den Tischen rücksichtsvoll und gesittet zu. Auch wir "Alten " waren willkommen und erfuhren Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme. Ein Haus voller Leben, das Zuversicht weckt!

Nach kurzer Freizeit ging es zur Universität, vorbei am Markt mit der dahinter liegenden mächtigen Marienkirche, vorbei am Dom, der früher nur Nikolaikirche genannt wurde. Beide Kirchen sind zusammen mit den beiden Treppengiebelhäusern am Markt schöne Zeugnisse der Backsteingotik und prägen mit der kleineren Jakobikirche das Panorama von Greifswald.

Gegen 15 Uhr trafen wir uns vor der Ernst-Moritz-Arndt-Universität am Rubenow-Brunnen, einem Bronze-Denkmal, das zu Ehren von Bürgermeister Heinrich Rubenow geschaffen wurde. Er gründet die Universität im Jahre 1456.

In der Abteilung "Altes Buch" der Universitätsbibliothek erwartete uns um 15 Uhr der Bibliothek und Leiter dieser Abteilung Herr Ivo Asmus. Das altehrwürdige Gebäude hätte es verdient, innen ein wenig überholt zu werden. Leitungen auf den Wänden, Gänge, Türen und Treppen wirken abgenutzt.

Doch der junge Bibliothekar machte diesen Eindruck wett. Hervorragend gebildet und orientiert präsentierte er uns seine Abteilung mit einem ungeheuren Schatz an alten Büchern, deren Anzahl sich allein hier auf 120.000 beläuft, wohlgeordnet in langen Regalen. Das älteste Buch wurde im Jahre 1483 gedruckt. Eine besondere Freude machte Herr Asmus uns alten Stettinern damit, dass er auf einem langen Stehtisch Bücher bereitgelegt hatte, deren Inhalt sich auf die Geschichte und Kultur unserer Heimatstadt bezieht. Viel Interesse fand ein auffallend umfangreicher, in Leder gebundener Foliant, in dem über das Geschehen in Stettin während des Dreißigjährigen Krieges berichtet wird.

Während der ganzen Zeit standen wir auf einem gitterartigen eisernen Fußboden, durch den wir aus der dritten Etage bis hinunter ins Erdgeschoss blicken konnten. Auch er und die Treppen mit Geländen r stellen ein Stück Zeitgeschichte dar. Schön, dass es erhalten geblieben ist! Leider sind viele der ausgelagerten Bücher nach dem Krieg nicht wieder hierher zurückgenkommen. Sie befinden sich heute in Thorn.

Abgesehen von ihrem umfangreichen Wissen, das beeindruckt, war es bemerkenswert, wie sehr sich sowohl Herr Wartenberg als auch Herr Asmus für ihren Fachbereich engagieren und nicht müde wurden, auch uns dafür zu begeistern.

Greifswald, das alte Gryps, unsere pommersche Universitätsstadt ist wieder eine Reise wert! Dass wir sie gemeinsam erleben durften, hat sicherlich alle Eindrücke verstärkt.

Am Abend in unserem Quartier hörten wir noch von unserem Landsmann Detlef Kirchner einen Vortrag über die Geschichte der Stettiner Hafenbahn; informativ und wie immer in Wort und Bild formvollendet gestaltet. Nach dem langen erlebnis- und eindrucksreichen Tag eine Meisterleistung des Vortragenden, aber auch der Zuhörer!


gez. Gisela Brinkmann

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Neues Treffen des Historischen Arbeitskreis


Der Historische Arbeitskreis Stettin wird auch in diesem Jahr in seiner Heimatstadt Stettin , also vor Ort tagen vom 28. Juli bis 02. Aug. 2013.


Themenschwerpunkt wird diesmal das Aufsuchen schöner Bürgerhäuser sein, in denen bekannte Stettiner Persönlichkeiten wohnten und wirkten. Dabei wird uns ein polnischer Denkmalpfleger auf die Architektur der Gebäude aufmerksam machen und wir werden auf die Biographien der ehemaligen Bewohner eingehen.


Es wird evtl. noch eine zweitägige Verlängerung der Veranstaltung geben, da der Dampfeisbrecher Stettin am 3. Und 4. Aug. unterhalb der Hakenterrasse anlegen wird. Es gibt eine Jubiläumsfahrt des Schiffes anlässlich des 80. Geburtstages in seinen früheren Heimathafen, wo der Eisbrecher 1933 bei den Oderwerken vom Stapel lief.

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